… ein philosophisches System ist nicht ein toter Hausrat, den man ablegen oder annehmen könnte, wie es uns beliebt, sondern es ist beseelt durch die Seele des Menschen, der es hat.
Man glaubt, man könne es (störenden Faktoren) dadurch überwinden, (…) daß man sich um ein gemeinsames Interesse an der Welt bemüht. Selbst dem anderen seinen Ärger, seinen Haß und seine völlige Hemmungslosigkeit vor Augen zu führen, wird für Intimität gehalten, was die pervertierte Anziehung erklären mag, welche Ehepartner häufig aufeinander ausüben, die offenbar nur intim sind, wenn sie zusammen im Bett liegen oder wenn sie ihrem gegenseitigen Haß und ihrer Wut aufeinander freien Lauf lassen. (…)
Die Folge ist, daß man nur bei einem (…) neuen Fremden Liebe sucht. Wiederum verwandelt sich der Fremde in einen Menschen, mit dem man „intim“ ist, wiederum wird das Sichverlieben als ein anregendes, intensives Erlebnis empfunden, und wiederum flaut es allmählich mehr und mehr ab und endet mit dem Wunsch nach einer neuen Eroberung, nach einer neuen Liebe…
In einer Hinsicht bleiben wir unser ganzes Leben lang abhängig: Ohne Liebe und ohne zwischenmenschliche Beziehungen können wir nicht leben. Niemand ist so autonom, daß er ohne andere Menschen auskommen kann.
Gesundes menschliches Leben ist durch eine kontinuierliche Entwicklung gekennzeichnet. Vor allem – (…) Staunen, Neugier, Optimismus – sind entscheidend für das Wachsen und Gedeihen des Menschen.