Unterschiedliche Wahrnehmung der Branche
Nach der Lektüre des Leitartikels „Heldenreise am Ende“ von Roland Zag, in der aktuellen Ausgabe des Wendepunkt Magazins des Verband für Film- und Fernsehdramaturgie e.V. (VeDRA), war ich gelinde ausgedrückt wütend.
In diesem Artikel bescheinigt Roland Zag nicht nur der Branche ein Problem, sondern auch den Autoren und Dramaturgen in Deutschland. Ich stimme ihm zu, dass die Filmindustrie gigantische Summen ausgibt für Arbeiten die das Publikum gar nicht sehen möchte.
Doch das liegt nicht daran, dass es keine Autoren und Dramaturgen gibt, die diese „neuen“ Konzepte (nicht linearer Erzählungen – vor allem von Serien mit vielen unterschiedlichen Charakteren) nicht beherrschen. Das Problem scheint mir vielmehr zusein, dass man nicht dort hingeht, wo sie zu finden sind. Dabei ist das gar nicht schwierig.
Zur Berlinale habe ich gleich zwei Nebenveranstaltungen besucht, wo genau das zu finden war was Roland Zag fordert. Serien- und Filmideen angelsächsischen Musters mit doch eigenen europäischen Gedanken. Zur Genrenale und Raindance Berlin wurden wieder zahlreiche Stoffe vorgestellt, die den Wunsch des hiesigen Publikums genauso repräsentieren, als auch dem eines Internationalem.
Kurz zuvor war ich bei der Vorstellung der aktuellen Absolventen der Skript Akademie und auch hier waren wieder mehrheitlich solche Stoffe die Zag quasi fordert. Ich bin schon gespannt was zu den Schreibsüchten dieses Jahr „gepitcht“ wird. Ich frage mich nur, warum dergleichen Veranstaltungen keinen Einfluss auf die Branche haben. Mir scheint, diese Stoffe landen nicht auf den Tischen der Verantwortlichen. Das diese nicht eingereicht werden, kann ich klar verneinen, denn viele der Autoren kenne ich persönlich und alle reichen sie, in unregelmäßigen Abständen, ihre Stoffe bei Sendern und Förderanstalten ein.
Und hier stellt sich die eigentliche Frage: wieso sind Sender und Entscheider (u.a. leider auch Produzenten) nicht dort anzutreffen, wo Innovation entsteht? Ich glaube wir alle – Autoren, Dramaturgen, Regisseure und Verbände (wie VeDRA und VDD) – müssen Sendern und Redaktionen mehr zu Veranstaltungen einladen, wo wirklich Neues geschaffen wird.
Sehen wir es mehr als Hilfestellung für die Branche und letztlich uns selbst und nicht als Kampf gegen einander an. Dann glaube ich schon, dass es den Entscheidern leichter fallen wird zu finden, was angeblich fehlt.
Kreativ Coach | Andreas Scholz